Mit Konsequenz zum Erfolg – von Florian Hörmann, Rinderzucht Steiermark
Im steirischen Neumarkt, im Ortsteil Mariahof, liegt auf einer Seehöhe von 930 m der Fleckviehzuchtbetrieb der Familie Hartl. Die Hauptproduktionszweige des aufstrebenden und leistungsstarken Zuchtbetriebes sind Milchwirtschaft, Zuchtviehvermarktung sowie die Nutzviehvermarktung.
2014 übernahm der Landwirtschaftsmeister Bernhard Hartl den Betrieb von seinen Eltern und führt ihn nun zusammen mit seiner Gattin Ingrid. Im Jahr 2017 wurde ein neuer Offenfrontstall für 40 Milchkühe und 40 Stück Jungvieh mit einem 90m² großen Special Needs Bereich, der als „Herzstück“ des Stalles gilt, gebaut. Gemolken wird mit einem 2×6 Swing Over Melkstand, erweiterbar auf 2×8, mit höhenverstellbaren Hubtisch in der Melkgrube. Besonderes Augenmerk in der Planung des Stalles wurde auf Tierwohl und Leistungsbereitschaft der Tiere gelegt. Dies wurde, wie die Zahlen belegen nicht nur umgesetzt, sondern übertroffen. Mit hohen Milchleistungen in den letzten Jahren scheint der Betrieb des Öfteren in den Ranglisten der leistungsstärksten Betriebe der Steiermark und Österreichs auf. Aber zu diesem Erfolg gehört nicht nur ein neu gebauter Stall, sondern auch der Zusammenhalt und die Mithilfe der Familie, das fachliche Wissen, und das nahezu perfekte Herdenmanagement des engagierten Fleckviehzüchters.
Fütterung:
Die Fütterung der Kälber erfolgt je nach Entwicklung 10-12 Wochen mit Vollmilch, Milchaustauscher und einem Zusatz von effektiven Mikroorganismen (EM). Wasser und Kälber TMR werden ab dem ersten Lebenstag ad libitum zur Verfügung gestellt. Anschließend werden die Kälber bis zu einem Jahr intensiv mit der aufgewerteten Mischration der laktierenden Kühe gefüttert. Je nach Alter und Belegzeitpunkt werden die Tiere ein- oder zweimal gealpt. Die Kalbinnen über einem Jahr und die Frühtrockensteher werden mit einer Mischung aus Grassilage vom zweiten Schnitt und Stroh gefüttert. Drei bis vier Wochen vor der Abkalbung bekommen die Kühe eine maisbetonte AMR mit zusätzlichem Eiweiß Kraftfutter. Den Milchkühen wird eine AMR, ausgelegt auf 29 kg Milch, vorgelegt. Diese setzt sich zusammen aus Grassilage, Maissilage, hochwertigen Energie- und Eiweiß- Kraftfutterkomponenten, Mineralstoffmischung, Salz, Lebendhefe und EM. Zusätzlich wird Kraftfutter über den Transponder angeboten.
Die Futtervorlage erfolgt durch einen elektrischen Selbstfahrer – Futtermischwagen. Das Futter wird 17-mal am Tag von einem automatischen Futterschieber mit Lockfütterung angeschoben. Gefüttert wird täglich am Vormittag, um den selbst produzierten Strom der Photovoltaikanlage bestens zu nützen.
Das Grünland wird für die Region eher unüblich, mit vier bis fünf Nutzungen intensiv bewirtschaftet. Die ersten drei Schnitte werden in Form von Ballen in großteils Eigenmechanisierung bewirtschaftet. Der vierte Schnitt, fünfte Schnitt und die Maissilage werden mit Hilfe von Lohnunternehmen in den Fahrsilo geerntet.
„Die Klauen tragen die Milch“
Damit die Kühe diese enorme Leistungsbereitschaft halten können gehört natürlich auch ein gut organisiertes Herdenmangagement dazu. Die Kühe werden dreimal im Jahr von einem professionellen Klauenpfleger ausgeschnitten. Der im Stall integrierte Klauenstand, der sich nach dem Melkstand befindet, ist für den Landwirt das „Nonplusultra“ im Stall. Bei jeder kleinen Auffälligkeit werden die Kühe nach dem Melkvorgang untersucht und bei Bedarf behandelt. „Die Klauen tragen die Milch“ so lautet das Credo von Betriebsführer Bernhard.
Zur weiteren Routine der täglichen Stallarbeit gehört eine Stoffwechseluntersuchung mittels Blut-Ketose-Messgerät der hochlaktierenden Kühe, eine Eutergesundheitskontrolle vor dem Trockenstellen und die Eingabe eines Selen Bolus fünf Wochen vor der Abkalbung. Alle fünf Wochen wird vom Betreuungstierarzt eine Bestandskontrolle mit Rückenfettmessung zur Konditionskontrolle durchgeführt um den Leistungsbedarf der Tiere bestmöglich zu erfüllen.
Zuchtstrategie:
Gezüchtet wird eine leistungsstarke, inhaltsstoffstarke, großrahmige Kuh mit hochsitzenden Eutern und guter Persistenz. Der Eigenbestandsbesamer setzt zu 100 % auf den Einsatz genomischer Jungvererber. Um bei der Anpaarung nichts dem Zufall zu überlassen, wird der richtige Stier durch den GS-AIO Anpaarungsplaner errechnet. Aktuell werden folgende Stiere eingesetzt: GS HOERI, GS DELUXE, MAKAY, GS WOWARD, GS Wundawuzzi, METER Pp, GS WEEKEND PP und HAMLET Pp.
Da der Betrieb Hartl auch am Projekt FoKUHs teilnimmt, wird die gesamte weibliche Nachzucht genotypisiert. Mit modernen Zuchtmethoden möchte der Betrieb zukünftig genetisch interessante Tiere der etablierten, rahmigen G-Linie und der Exterieur starken P- Linie mittels Embryotransfer nutzen um diese beiden Kuhlinien zu forcieren. Von der Exterieur starken P – Linie steht auch ein höchst interessantes Hashtag Stierkalb mit Top Werten, dass dem Zuchtziel des Betriebes komplett widerspiegelt, in Aufzucht.
Die Stierkälber werden zwischen 90 und 100 Kilogramm zum Teil am Nutzrindermarkt in Traboch verkauft. Für die Zukunft hat sich die Familie Hartl das Ziel gesetzt, die Vermarktungsmöglichkeit von Jungkalbinnen und Jungkühen am Versteigerungsstandort Traboch stärker zu nutzen.
Züchterische Erfolge:
Der Zuchtbetrieb konnte in der früheren Vergangenheit schon einige Zuchterfolge einfahren. Mit der Teilnahme der Steiermarkschau 2019 und 2021 und der erfolgreichen Teilnahme an der Rinderschau der VZG Neumarkt kann der Betrieb auch schon auf Schauerfolge zurückblicken. Mit der GS Wertvoll Tochter Gitti konnte der Landwirt bei der Steiermarkschau 2021 den Gruppensieg der Kühe mit 3 Laktationen holen. Bei der Genossenschaftsschau im Jahr 2018 holte sich der Betrieb den Championtitel der mittleren Kühe mit der GS Rave Tochter Relli. Zurzeit steht auch die erste 100.000 kg Kuh in den Startlöchern. Die sehr fitte GS Rum Tochter steht mittlerweile bei 7 Laktationen mit einer Lebensleistung von 96.000 kg Milch trocken. Des Weiteren konnte sich der Betrieb die Auszeichnung „Top Herde Steiermark“ in den letzten Jahren mit seiner Herde sichern.
Wir wünschen der Familie Hartl noch viel Freude und Erfolge in der Zucht sowie alles Gute in Haus und Hof!
Originalartikel: rinderzucht-stmk.at